DPJZ 02/2019 und 03/2019

Agata Jędroś, Joanna Sikocińska

Die Rechte des Verbrauchers und die Verpflichtungen des Unternehmers im Zusammenhang mit der Bereitstellung von digitalen Produkten

Der Rechtsstatus in Polen und die vorgeschlagene Änderungen im Lichte der Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über bestimmte vertragsrechtliche Aspekte der Bereitstellung digitaler Inhalte und digitaler Dienstleistungen

Zusammenfassung

Das polnische Recht enthält bislang keine umfassenden Bestimmungen über die Rechte der Verbraucher und die damit verbundenen Pflichten der Unternehmer bei der Bereitstellung digitaler Inhalte. In naher Zukunft wird sich die Rechtslage der Verbraucher und Anbieter digitaler Produkte und Dienstleistungen aufgrund des neuen Richtlinienentwurfs, über die Bereitstellung digitaler Inhalte und Dienstleistungen, ändern. Die Richtlinie zielt darauf ab, die Vorschriften in den EU-Ländern für die Bereitstellung dieser Produkte und Dienstleistungen zwischen Verbrauchern und Unternehmern zu harmonisieren. Erstmals gewährleistet die EU-Legislative den Verbrauchern gleiche Rechte, die solche Inhalte oder Dienstleistungen im Austausch für die Bereitstellung ihrer persönlichen Daten erwerben, wie den Verbrauchern, die Sie gegen Zahlung eines traditionellen Preises kaufen. In der heutigen Realität besteht kein Zweifel daran, dass personenbezogenen Daten zu einem wertvollen Gut geworden sind und es notwendig geworden ist, diese Rechtslage zu regulieren. Die Bestimmungen der Richtlinie werfen jedoch eine Reihe von Fragen auf, die Ihre Vereinbarkeit mit dem neuen EU-Recht über Schutz personenbezogener Daten betreffen. Diese Fragen sollten durch weitere legislativen Arbeit am endgültigen Text der Richtlinie geklärt werden. Die Arbeit im Rahmen des trilateralen Verfahrens dauert schon seit Dezember 2017. Rechtsstand vom 6. Dezember 2018.

Schlüsselwörter: Digitale Inhalte, digitale Dienstleistungen, Datenschutz, Verbraucherschutz, Richtlinie.

Summary:

Polish law does not contain so far any comprehensive regulations regarding the rights of consumers nor related to them obligations of entrepreneurs regarding the delivery of digital content. In the nearest future the situation of consumers and manufacturers of the digital products and services will change due to the current legislative works on the proposal for the Directive concerning supply of digital content and digital services. Directive aims to introduce an unified legal framework within the European Union in terms of supply of these products and services between entrepreneurs and consumers. For the first time the EU-legislator grants the same rights to the consumers who obtain such content and services in exchange for their personal data as to the ones who pay for them in the traditional way. There is no doubt that in today’s world reality personal data has become a valuable good and introducing a legal solutions in this field has become necessary. However, the provisions of the Directive lead also to certain questions concerning its compliance with the new EU Data Protection Law. These uncertainties should be clarified in frames of further legislative works on the final text of the Directive. The trilogue procedure has been ongoing since December 2017. This article is based on the legal status of 6 December 2018.

Key words: digital content, digital services, Data protection, Consumer protection, Directive.

Über die Autorinnen:

Agata Jędroś – Absolventin der Fakultät für Rechts-, Verwaltungs- und Wirtschaftswissenschaften und der Deutsch-Polnischer Rechtschule an der Universität Wrocław, sowie des LL.M Studiums im Bereich IT und IP- Recht an der Gottfried Leibniz Universität Hannover. Rechtsanwaltsanwärterin in der Rechtsanwaltkanzlei SDZLEGAL Schindhelm in Wrocław. Email: agata.jedros@sdzlegal.pl.

Joanna Sikocińska – Absolventin der Fakultät für Rechts-, Verwaltungs- und Wirtschaftswissenschaften, der Deutsch-Polnischer Rechtschule und der Schule des österreichischen Rechts an der Universität Wrocław, sowie des Aufbaustudiums im Bereich des Rechts des geistigen Eigentums an der Jagiellonen-Universität Krakau. Rechtsanwaltsanwärterin in der Rechtsanwaltkanzlei SDZLEGAL Schindhelm in Wrocław. Email: joanna.sikocinska@sdzlegal.pl.

Justyna Ziobrowska

Carsharing – Entwicklung eines neuen Trends in Polen

Zusammenfassung

In dem Beitrag wir die Tätigkeit der ausgewählten Vermittlungsplattformen für das Carsharing, die auf dem polnischen Markt ihre Dienste anbieten, dargestellt. Beim Carsharing bzw. Autoteilen handelt es sich um eine Art der Automietstationen, die den Nutzern ermöglicht, ein Fahrzeug kurzfristig anzumieten. Dieses Angebot ist besonders attraktiv für diejenigen, die nur gelegentlich ein Auto benutzen, oder auch für die, die nur ab und zu sich eine Fahrt mit einem Fahrzeug einer anderen Marke gönnen möchten, z. B. mit einem Hybridfahrzeug.

Schlüsselwörter: Carsharing, Teilen, gemeinsame Nutzung, Plattformen

Summary:

The author describes selected car sharing platforms operating in Poland. Carsharing or car clubs is a model of car rental where people rent cars for short periods of time. They are attractive to customers who make only occasional use of a vehicle, as well as others who would like occasional access to a vehicle of a different type than they use day-to-day (example: hybrid cars).

Key words: Carsharing, Sharing, Platforms

Über die Autorin:

Justyna Ziobrowska – Doktorandin im Institut für Wirtschaftswissenschaften an der Fakultät für Rechts-, Verwaltungs- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Wrocław. Email: justyna.ziobrowska@uwr.edu.pl.

Tereza Drábková

Die Rechtsaspekte der elektronischen Kommunikation mit den tschechischen Behörden

Zusammenfassung:

In der Tschechischen Republik sind die Tendenzen im Rechtsverkehr auf elektronische Kommunikationsmittel ausgerichtet. Die Teilnehmer an einem Verfahren können mit Rechtswirkung mit staatlichen Behörden mittels Datenpostfächern oder durch E-Mail-Korrespondenz (Datennachricht muss elektronisch signiert sein) kommunizieren. Tschechische Bürger können auch die Portale der Behördendienste verwenden, um Dokumente an Behörden zu überbringen. Staatliche Behörden müssen mittels Datenpostfächern untereinander und an Privatpersonen Dokumente vorrangig kommunizieren.

Eine grundlegende Wende von urkundlicher Form der Kommunikation zur elektronischen Form der Kommunikation in der gesamten Europäischen Union brachte die Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates Nr. 910/2014, über die elektronische Identifizierung und elektronische Dienste für die Schaffung von elektronischen Transaktionen im Binnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 1999/93 / EG, über gemeinschaftliche Rahmenbedingungen für elektronische Signaturen (eIDAS). Die eIDAS trat nach und nach zwischen den Jahren 2016 und 2018 in Kraft. Das Ziel von der eIDAS ist nicht nur die Harmonisierung der Rechtssysteme der einzelnen Mitgliedstaaten, sondern auch die sogenannte grenzüberschreitende Interoperabilität. Deshalb setzte die eIDAS das Prinzip der bidirektionalen Anerkennung der elektronischen Signaturen fest. Als Reaktion auf die eIDAS wurde in der Tschechischen Republik das Gesetz über Vertrauensbildende Dienste erlassen. Dieses Gesetz bestimmt die Arten der elektronischen Signaturen (und Siegeln), die in Tschechien verwendet werden, und so elektronische Signatur, fortgeschrittene elektronische Signatur, anerkannte elektronische Signatur und qualifizierte elektronische Signatur (das Gleiche gilt für die Arten der elektronischen Siegeln).

Im Fall einer Rechtshandlung, die durch Zustellung durch das Datenpostfach erfolgte, ist die Unterzeichnung mit einer elektronischen Signatur nicht erforderlich, weil das Absenden der Nachricht durch das Datenpostfach eine eindeutige Identifizierung des Absenders ermöglicht.

Schlüsselwörter:

elektronische Signatur, elektronische Siegel, Datenpostfach, eIDAS, Portale der Behördendienste, autorisierte Konvertierung von Dokumenten.

Summary:

Legal trends in the Czech Republic are directed towards electronic means. Parties to the proceedings can communicate with public authorities with legal effect through data boxes or through e-mail correspondence (data message must be electronically signed). Czech citizens may also use public portals to deliver documents to public authorities. In the Czech Republic has the delivery to data box priority over other ways of delivering documents from public authorities to individuals (and delivering documents between public authorities).

A fundamental change from documentary communication to the electronic form of communication in the whole European Union brought the Regulation (EU) No 910/2014 of the European Parliament and of the Council of 23 July 2014 on electronic identification and trust services for electronic transactions in the internal market and repealing Directive 1999/93/EC (eIDAS). The eIDAS came gradually into force between the years 2016 and 2018. The aim of the eIDAS Regulation is not only the harmonization of the legal systems of the Member States of the European Union, but also so-called cross-border interoperability. Therefore, the eIDAS established the principle of bidirectional recognition of electronic signatures. In response to the eIDAS was in the Czech Republic adopted Act on Trust Services for Electronic Transactions. This Act defines types of electronic signatures (and seals also) which are used in the Czech Republic, in particular electronic signature, advanced electronic signature, recognized electronic signature and qualified electronic signature (the same applies to the types of electronic seals).

In the case when a data box is used for a legal action (delivery of document to a public authority), signing with an electronic signature is not required because a sender of a data message is authenticated via the information system of data boxes.

Keywords:

electronic signature, electronic seal, data box, eIDAS, public portals, authorized conversion of documents.

Über die Autorin:

JUDr. Tereza Drábková – Absolventin der Juristischen Fakultät an der Karls-Universität in Prag, Mitarbeiterin der Anwaltskanzlei ROWAN LEGAL in Prag mit Schwerpunkt Datenschutz, Geistiges Eigentum und IT–Recht. E-Mail: tereza.drabkova@atlas.cz.

Joanna Brzezińska

Zur Problematik der durch Frauen begangenen Vermögens- und Raubdelikte in Polen

Zusammenfassung:

In der kriminologischen Fachliteratur hat sich grundsätzlich die Überzeugung etabliert, dass Vermögensdelikte eine der Kategorie von Straftaten bilden, die von Frauen begangen werden. Ziel dieses Artikels war es, die genannte Tendenz zu untersuchen und festzustellen, ob Täterinnen derzeit eine größere Zahl der genannten verbotenen Handlungen begehen, und zu ermitteln, welche Faktoren deren Aktivität mit dieser Ausrichtung verstärken. In der Ausarbeitung wurde außerdem festgestellt, dass Frauen ebenfalls im Bereich der sog. Raubdelikte ziemlich aktiv sind. Des Weiteren wurden Untersuchungen vorgestellt (das Konzept von J. Block, die Analyse von R. Szczepanik), die die These bestätigen, dass diese Raubdelikte häufiger von Täterinnen begangen werden, sich nicht durch männliche, aber durch weibliche Persönlichkeitsmerkmale kennzeichnen. Somit wurde die Ansicht infrage gestellt, dass ausschließlich „männliche Frauen” auf aktive Angriffe auf rechtlich geschützte Güter ausgerichtet seien und die Maskulinisierung der Frauen die einzige Determinante ihrer kriminogenen Aktivität sei.

Schlüsselwörter: Verbrechen gegen Eigentum, „männliche Frauen“, weibliche Täter

Summary:

In criminology literature, there is a broadly established assumption that crimes against property constitute one of the category of crimes committed by women most often. The aim of this study is to analyse the tendency indicated, determine whether the female perpetrators commit currently more criminal offences indicated as well as to determine what factors escalate their activity in that direction. Moreover, the study shows that women remain also relatively active in the field of criminal offences of extortion. The studies (framed by J. Block and analysed by R. Szczepaniak) proving the thesis that women with more feminine rather than masculine features commit more crimes were presented. Consequently, the opinion that only “masculine women” remain oriented at active crimes against legally protected property and that masculinization of women constitute the only determinant of their criminogenic activity was questioned.

Keywords: crimes against property, „masculine women“, female perpetrators,

Über die Autorin:

Dr. Joanna Brzezińska – Adjunkt im Lehrstuhl für materielles Strafrecht an der Fakultät für Rechts-, Verwaltungs­ und Wirtschaftswissenschaften der Universität Wroclaw; Leiterin des vom Nationalen Wissenschaftszentrum [polnisch: Narodowe Centrum Nauki] finanzierten Forschungsprojekts „Strafrechtliche und kriminologische Aspekte der Frauenkriminalität. Struktur, Spezifik, Tendenzen” (2016 – 2019). Email: joanna.brzezinska@uwr.edu.pl.

Joanna Brzezińska

Frauen als Täterinnen von Tötungsdelikten. Polnische Erfahrungen

Zusammenfassung:

Der vorliegende Bericht soll die von Frauen in Polen begangenen Tötungsdelikte vorstellen. Der Bericht konzentriert sich auf den Merkmalen dieses Phänomens auf zwei Ebenen: einerseits wurden statistische Daten zusammengetragen, die sich auf die Häufigkeit der von Frauen begangenen Tötungsdelikten in den zwei untersuchten Zeitabschnitten (1975-1979 und 1992 – 2012) beziehen, außerdem wurden Vergleichsdaten von Tötungsdelikten, die von Männern begangen wurden, vorgestellt. Zum anderen verfolgte man die subjektive Tatseite der untersuchten, von Frauen begangenen Delikte, dabei wurde auch der Motivationsprozess der analysierten Straftaten samt den auftretenden Motiven, die über die kriminelle Aktivität der Täterinnen bestimmten, berücksichtigt. Auf dieser Grundlage stelle man fest, dass in der untersuchten Population Tötungsdelikte dominieren, die durch emotionale Faktoren bedingt sind, darüber hinaus stellte man fest, dass Frauen die Verbrechen in der Regel nicht planen, sie handeln vielmehr (es ist jedoch nicht die Regel) ohne zu überlegen und instinktiv, meistens mit direktem Vorsatz. Eine erheblich kleinere Gruppe der untersuchten Population stellen diejenigen Mörderinnen dar, die rationell und überlegt vorgehen. Sie stellen nur einen Bruchteil der untersuchten Gruppe, sind darin mit Sicherheit keine dominierende Mehrheit.

Schlüsselwörter: Frauenverbrechen, Mord, emotionale Faktoren.

Summary:

The aim of this study was to present murders committed by women in Poland. For this purpose, the study focused on characteristics of the phenomenon in two-faceted perspective. On the one hand, a comparison of statistical data related to the frequency of murders committed by women in the study periods (1975-1979 and 1992-2012) was made, and a comparison of the results acquired with the data related to murders committed by men was presented. On the other hand, the course of subject of the offence in the studied crimes committed by women was analysed while considering the characteristics of process of motivation within the analysed offences, along with the motives occurring in this process which determine the criminal activity of female offenders. Based on this, it was determined that in the population analysed, murders determined by emotional factors constitute a majority, and that women most often do not plan their murders and act rather (but not always) instinctively, during the heat of passion, and most often with a sudden intent. Rationally and deliberately acting female offenders are the minority of the analysed population. They constitute only a small percentage of the analysed group and do not dominate it.

Keywords: women’s crime, murder, emotional factors.

Über die Autorin:

Dr. Joanna Brzezińska – Adjunkt im Lehrstuhl für materielles Strafrecht an der Fakultät für Rechts-, Verwaltungs­ und Wirtschaftswissenschaften der Universität Wroclaw; Leiterin des vom Nationalen Wissenschaftszentrum [polnisch: Narodowe Centrum Nauki] finanzierten Forschungsprojekts „Strafrechtliche und kriminologische Aspekte der Frauenkriminalität. Struktur, Spezifik, Tendenzen” (2016 – 2019). Email: joanna.brzezinska@uwr.edu.pl.

Piotr Góralski

,,Die Frage der Zulässigkeit eines Flugzeugabschusses als Form einer Notstand- oder Notwehrmaßnahme gegen einen terroristischen Anschlag im polnischen Strafrecht’’

Zusammenfassung

Nach den auf dem Gebiet der USA 2001 durchgeführten Attentaten, bei denen die zivilen Passagierflugzeuge angewandt wurden, führten manche Länder die rechtliche Regelungen zum Abschuss eines Passagierflugzeuges ein, falls dies aufgrund der terroristischen Angriffe notwendig sein sollte das Leben anderen Menschen zu schützen. Zu solchen Staaten gehörte auch Polen, das 2004 eine solche Regelung eingeführt hat.

Der Aufsatz enthält Erörterung dieser Vorschriften sowie eine Analyse der Entscheidung des Verfassungsgerichtes aus dem Jahre 2008, in der die erwähnten Regelungen als verfassungswidrig anerkannt und aufgehoben wurden. Im Text wird der jetzige Rechtsstand dargestellt, der das genannte Problem betrifft, auf dem Hintergrund der Bedrohung von terroristischen Anschlägen in Polen.

Schlüsselwörter: Attentat, Terroristische Anschläge, Notstand, Verfassungsgericht.

Summary of the article entitled: The issue of admissibility of plane shootdown as action performed in case of necessity or in necessary defense against a terrorist attack in the Polish criminal law

After the terrorists attacks carried out in the territory of the USA in 2001 with the use of civil passenger places, some countries legally allowed for a shootdown of a passenger plane if it is hijacked by terrorists and threatens lives and health of others, for instance by crashing in a big city. Poland joined these countries by introducing this type of regulation in 2004.

This article contains the overview of these regulations, as well as the analysis of the judgment of the Constitutional Tribunal from 2008, under which the above regulations were deemed inconsistent with the Polish Constitution and, as a result, overruled.

Keyword: Assassination attempt, terrorist attacks, state of emergency, constitutional court.

Über den Autor: Dr. hab. Piotr Goralski ist beschäftigt am Lehrstuhl für materielles Strafrecht, Fakultät für Recht, Verwaltung und Ökonomie Universität Wrocław (Breslau), E-Mail piotr.goralski@uwr.edu.pl.