DPJZ 3/2022

  1. Dr. Peter v. Feldmann                                                                             

Die neue Politik der EU-Kommission gegenüber Polen

Zusammenfassung:
Die Vorgabe der EU-Kommission, es bei der Suspendierung der Richter bis zur Überprüfung durch die neue Kammer zu belassen, steht in einem eklatanten Widerspruch zur vorgenannten einstweiligen Anordnung des EuGH, die ja ihre sofortige vorläufige Wiedereinsetzung in ihre Ämter bis zur Entscheidung in der Hauptsache verlangt. Mit der faktischen Erlaubnis der Kommission zur weiteren Suspendierung der Richter dürfte auch die Grundlage für die Vollstreckung der Zwangsgeldfestsetzung des EuGH entfallen sein.

Schlüsselwörter:
EU-Kommission, Rechtsstaat, Justizreform, Suspendierung der Richter.

Summary:
The requirement of the EU Commission to leave it at that with the suspension of the judges until the review by the new chamber is in blatant contradiction to the aforementioned interim order of the ECJ, which requires their immediate provisional reinstatement in their offices until the decision on the main issue required. With the de facto permission of the Commission to further suspend the judges, the basis for the enforcement of the ECJ’s determination of fines is also likely to have been lost. 

Keywords: EU Commission, rule of law, judicial reform, suspension of judges

Über den Autor: Dr. Peter v. Feldmann, Vorsitzender Richter am OVG Berlin a.D. E-Mail: eldhaasenp@t-online.de.

  1. Dr. Hans-Holger Herrnfeld

Die Europäische Staatsanwaltschaft – eine neue unabhängige Justizbehörde der Europäischen Union

Zusammenfassung: Im Juni 2021 hat die Europäische Staatsanwaltschaft (EUStA) ihre Tätigkeit als neue, unabhängige Justizbehörde der Europäischen Union aufgenommen. Ihre Aufgabe ist die strafrechtliche Untersuchung und Verfolgung von Straftaten zum Nachteil der finanziellen Interessen der Europäischen Union. Polen gehört zu den fünf EU-Mitgliedstaaten, die an der Errichtung der EUStA bisher leider nicht teilnehmen. Der Beitrag beruht auf einem Vortrag des Verfassers an der Jagiellonen-Universität Krakau und erläutert einige wesentliche Fragen der Aufgaben und Zuständigkeiten der EUStA, ihrer Struktur und Stellung als unabhängige Justizbehörde sowie der gerichtlichen Kontrolle der EUStA durch Gerichte der Mitgliedstaaten. 

Schlüsselwörter: Europäische Staatsanwaltschaft, Aufgaben und Zuständigkeiten, unabhängige Justizbehörde, gerichtliche Kontrolle

Summary: In June 2021 the European Public Prosecutor’s Office (EPPO) assumed its tasks as a new and independent judicial authority of the European Union. Its tasks are the investigation and prosecution of criminal offences affecting the financial interests of the European Union. Poland is one of five EU Member States who, unfortunately, so far don’t participate in the establishment of the EPPO. The article is based on a speech held by the author at the Jagiellonian-University Kraków and addresses a few significant questions concerning the EPPO’s tasks and competences, its structure and position as an independent judicial authority as well as the judicial control of the EPPO by national courts.

Keywords: European Public Prosecutor’s Office, tasks and competences, independent judicial authority, judicial control

Über den Autor: Dr. Hans-Holger Herrnfeld, Oberstaatsanwalt beim Bundesgerichthof a.D., war bis März 2021 als Referatsleiter in der Strafrechtsabteilung des Bundesministeriums der Justiz, Berlin, tätig. Email: eppo@herrnfeld.at; website: www.eppo-lex.eu.

  1. Renata Kusiak-Winter

DIE DEUTSCH-POLNISCHE GRENZÜBERSCHREITENDE KOMMUNALE ZUSAMMENARBEIT – EINE ANALYSE VON BILATERALEN KOOPERATIONSVEREINBARUNGEN

Zusammenfassung: Grenzüberschreitende kommunale Zusammenarbeit, die auf der Grundlage des Verwaltungsrechts jedes der Staaten geführt wird, ist sowohl durch integrierende Faktoren, die auf Ähnlichkeiten des Systems des geltenden Rechts beruhen, als auch durch trennende Faktoren, die aus dem Prinzip der Territorialität des Verwaltungsrechts resultieren, gekennzeichnet. Eine Kooperationsvereinbarung stellt eine bedeutende vertragliche Lösung für die Umsetzung der Ziele der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit dar, weil sie es den kooperierenden Kommunen ermöglicht, die trennenden Faktoren mit den integrierenden zu kompensieren.

Schlüsselwörter: grenzüberschreitende kommunale Zusammenarbeit, territoriale Selbstverwaltung 

Summary: Cross-border municipal cooperation conducted on the basis of the administrative law of each of the states is characterized by both integrating factors based on similarities of the system of applicable law and separating factors resulting from the principle of territoriality of administrative law, marked. A cooperation agreement represents an important contractual solution for the implementation of the goals of cross-border cooperation because it enables the cooperating municipalities to compensate the separating factors with the integrating ones.

Keywords: cross-border municipal cooperation, local government 

Über die Autorin: Dr. habil.Renata Kusiak-Winter, Institut für Verwaltungswissenschaften,  Fakultät für Recht, Verwaltung und Wirtschaft, Universität Wrocław, ORCID: 0000-0002-8202-1360, E-Mail: renata.kusiak-winter@uwr.edu.pl. 

IV. Malgorzata Gemen

Offenlegung im Europäischen Nachlasszeugnis des im Wege der Angleichung der Ehe des Erblassers und des Erben erworbenen Erbteils

Zusammenfassung: Das Urteil in der Rechtssache Mahnkopf hat basierend auf Verordnung Nr. 650/2012 zur Lösung eines für das deutsche Recht typischen Problems, nämlich der Erteilung eines Europäischen Nachlasszeugnisses, beigetragen. Dem Urteil zufolge dürfen das deutsche Erbscheinzeugnis und das im selben Erbfall erteilte Europäische Nachlasszeugnis hinsichtlich des Erbanteils des Ehegatten nicht voneinander abweichen. Unter Berücksichtigung des Ausmaßes der Migration innerhalb der Europäischen Union, vor allem zahlreicher deutsch-polnischer Erbfälle, hat das Urteil darüber hinaus auch erhebliche Auswirkungen auf andere Mitgliedstaaten.
Ergänzend ist anzumerken, dass im Zusammenhang mit dem europäischen Erbschein ein weiterer Fall vor dem Europäischen Gerichtshof anhängig war, in dem das Oberlandesgericht Köln eine Frage zur Vorabentscheidung darüber vorlegte, ob das Antragsformular für die Ausstellung eines europäischen Nachlasszeugnisses freiwillig oder obligatorisch ist. Nach Ansicht der deutschen Lehre besteht über den freiwilligen Charakter der Form Einigkeit und hat noch keine Kontroversen ausgelöst. Das Oberlandesgericht Köln hielt es jedoch für angemessen, den Gerichtshof um eine Vorabentscheidung zu ersuchen, da das erstinstanzliche Gericht zuvor die Ausstellung eines europäischen Nachlasszeugnisses abgelehnt hatte, weil das Formular des Antragstellers nicht ausgefüllt worden ist.

In dem Urteil vom 17. Januar 2019 entschied das Europäische Gerichtshof, dass Art. 65 Abs. 2  der Verordnung (EU) Nr. 650/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. Juli 2012 über die Zuständigkeit, das anzuwendende Recht, die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen und die Annahme und Vollstreckung öffentlicher Urkunden in Erbsachen sowie zur Einführung eines Europäischen Nachlasszeugnisses und Art. 1 Abs. 4 der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 1329/2014 der Kommission vom 9. Dezember 2014 zur Festlegung der Formblätter nach Maßgabe der Verordnung Nr. 650/201,dahin auszulegen ist, dass die Verwendung des Formblatts IV des Anhangs 4 der Durchführungsverordnung Nr. 1329/2014 für die Zwecke der Beantragung eines Europäischen Nachlasszeugnisses nach Art. 65 Abs. 2 der Verordnung Nr. 650/2012 freiwillig ist.

Ujawnienie w europejskim poświadczeniu spadkowym udziału w spadku nabytego tytułem wyrównania dorobków w małżeństwie spadkodawcy i spadkobiercy

Streszczenie:
Przedmiotem artykułu jest analiza orzeczenia Trybunału Sprawiedliwości Unii Europejskiej w sprawie C-558/16, Mahnkopf, która dotyczyła ujawnienia w europejskim poświadczeniu spadkowym udziału
w spadku nabytego tytułem wyrównania dorobków w małżeństwie spadkodawcy i spadkobiercy.
Z treści analizowanego orzeczenia wynika, że udział w spadku wynikający z § 1371 BGB należy zakwalifikować jako przepis prawa spadkowego. Udział powinien zatem zostać ujawniony
w europejskim poświadczeniu spadkowym.

Słowa kluczowe: rozporządzenie spadkowe, europejskie poświadczenie spadkowe, C-558/16.

Zusammenfassung:

Gegenstand dieses Beitrages ist eine Analyse der Entscheidung des Gerichtshofs der Europäischen Union in der Rechtssache C-558/16, Mahnkopf, in der es um die Offenlegung eines Anteils eines Erblassers im Europäischen Nachlasszeugnis geht, der durch die Zugewinngemeinschaft in der Ehe des Erblassers und des Erben erworben wurde (§ 1371 BGB). Aus dem Wortlaut des analysierten Urteils ergibt sich, dass der sich aus § 1371 BGB resultierende Anteil am Nachlass als erbrechtliche Vorschrift einzuordnen ist. Der Anteil sollte daher im Europäischen Nachlasszeugnis offengelegt werden.

Schlüsselwörter: das deutsche Erbscheinzeugnis, das Europäische Nachlasszeugnis, C-558/16.

O autorze: Małgorzata Gemen, adwokat, kancelaria Dobrołowicz Weissgerber Łowkiet Adwokaci Sp. p. w Szczecinie, malgorzata.gemen@adwokatura.pl 

Über die Autorin: Małgorzata Gemen, adwokat, Kanzlei Dobrołowicz Weissgerber Łowkiet Adwokaci Sp. p. in Stettin, malgorzata.gemen@adwokatura.pl

V. dr Paweł Kobes

Uniwersytet Warszawski 

Ustawa o wspieraniu i resocjalizacji nieletnich – ogólne założenia

Abstrakt: Przyjęta po 40 latach nowa ustawa o wspieraniu i resocjalizacji nieletnich, nie przewiduje nowych rozwiązań w zakresie oddziaływania resocjalizacyjnego na nieletnich, które odpowiadałby wymogom współczesności. Jednakże wprowadza pewne mechanizmy, które wzmacniają pozycję szkoły wobec nieletniego. Jednakże z drugiej strony zaostrzają politykę wobec nieletnich, przewidując większe możliwości represyjnego oddziaływania.

Słowa kluczowe: nieletni, resocjalizacja, środki wychowawcze, środek poprawczy.

Summary: The new act on the support and rehabilitation of minors, adopted after 40 years, does not provide for new solutions in the field of social rehabilitation impact on minors that would meet the requirements of the present day. However, it introduces certain mechanisms that strengthen the position of the school towards the minor. However, on the other hand, they tighten their policy towards minors, foreseeing greater possibilities of repressive influence. 

Keywords: juvenile, rehabilitation, educational measures, corrective measure.

Informacja o autorze: Paweł Kobes – dr nauk prawnych, specjalizuje się w problematyce postępowania z nieletnimi. Autor ponad 80 publikacji z zakresu postępowania z nieletnimi, prawa karnego materialnego, prawa karnego wykonawczego, kryminologii, E-mail: pawel.kobes@interia.pl.

VI. Dr. Paweł Kobes

Uniwersytet Warszawski/ Universität Warschau 

Gesetz über Unterstützung und Resozialisierung von Jugendlichen – allgemeine Grundsätze

Zusammenfassung: Bei den Maßnahmen zur Wirkung auf die Jugendlichen ist kein signifikanter Unterschied festzustellen, was angesichts der vierzigjährigen Erfahrung und der neuen Realität vielleicht überraschend ist. Der Gesetzgeber hat auch keine tiefere Analyse der bestehenden Erziehungsmaßnahmen unter dem Gesichtspunkt ihrer Relevanz für die Strafpraxis vorgenommen.

Die Ausstattung des Schulleiters mit neuen Kompetenzen, die auf den Wunsch hindeuten, die Schule im Erziehungsprozess der Kinder zu stärken, sollte gewürdigt werden.

Positiv ist auch, dass Jugendliche, die sehr schwere Straftaten begehen, nicht in Jugenderziehungseinrichtungen eingewiesen werden, was zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit beitragen wird. 

Leider ist die Lösung, einen Jugendlichen bis zum Alter von 24 Jahren in einer Besserungsanstalt unterzubringen, was eine verschleierte Form der Inhaftierung darstellen kann, sehr negativ zu bewerten.

Abschließend ist jedoch hinzuzufügen, dass die Praxis bestimmen wird, wie die Gerichte die ihnen eingeräumten Instrumente anwenden werden.

Abstrakt: Das neue Gesetz über die Unterstützung und Resozialisierung von Jugendlichen, das nach 40 Jahren verabschiedet wurde, bietet keine neuen Lösungen für die Resozialisierung von Jugendlichen, die den heutigen Zeiten entsprechen. Es werden jedoch einige Mechanismen eingeführt, die die Position der Schule gegenüber dem Jugendlichen stärken. Andererseits verschärfen sie aber die Politik gegenüber Jugendlichen, indem sie größere Möglichkeiten der repressiven Einflussnahme vorsehen.

Schlüsselwörter: Jugendliche, Resozialisierung, Erziehungsmaßnahmen, korrigierende Maßnahme

About the author: Paweł Kobes – PhD in law, specializes in dealing with minors. Author of over 80 publications in the field of proceedings with minors, substantive criminal law, executive criminal law, criminology, E-mail: pawel.kobes@interia.pl.