- Ewelina Tomczyk
Europeanisation of Polish civil procedure in the context of proceedings
in intellectual property disputes
Summary: In July 2020 entered into force a significant amendment to the Polish Code of Civil Procedure which introduced a new type of separate proceedings – proceedings in intellectual property disputes. This amendment was an implementation of the Directive 2004/48/EC of the European Parliament and of the Council of 29 April 2004 on the enforcement of intellectual property rights. Therefore the aim of the article is to analyse chosen aspects of the Polish implementation of the above mentioned Directive, such as the jurisdiction of courts, principle of proportionality and a new legal remedy – request for information.
Keywords: request for information, intellectual property, civil procedure, European Union law
Zusammenfassung:
Im Juli 2020 trat eine bedeutende Änderung der polnischen Zivilprozessordnung (ZPO) in Kraft, die ein neues Verfahren in Sachen für geistiges Eigentum einführte. Diese Änderung implementiert die Richtlinie 2004/48/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums. Im Artikel werden einige Aspekte dieser polnischen Umsetzung, besonders die ausschließliche Zuständigkeit der Gerichte und die neu eingeführten Mittel des rechtlichen Schutzes, insbesondere die Auskunftsaufforderung, analysiert.
Auf Grundlage der polnischen ZPO umfassen Sachen für geistiges Eigentum: Angelegenheiten, die den Schutz von: Urheberrechten und verwandten Rechten, Rechten des gewerblichen Eigentums und anderen immateriellen Rechten betreffen, sowie Sachen wegen Verhinderung und Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs; wegen Schutzes persönlicher Rechte in dem Bereich, in dem er die Nutzung persönlicher Rechte zur Individualisierung, Werbung oder Vermarktung des Unternehmers, von Waren oder Dienstleistungen betrifft, und wegen Schutzes persönlicher Rechte im Zusammenhang mit wissenschaftlicher oder erfinderischer Tätigkeit.
Obwohl die Richtlinie keine Bestimmungen zu diesem Thema enthält, hat der polnische Gesetzgeber beschlossen, die ausschließliche Zuständigkeit ausgewählter Bezirksgerichte und Berufungsgerichte für die Verhandlung von Sachen für geistiges Eigentum einzuführen, auf die die Vorschriften über das Verfahren in Sachen für geistiges Eigentum Anwendung finden. In der ersten Instanz gibt es fünf Abteilungen für geistiges Eigentum in fünf Bezirksgerichten in: Danzig, Katowice, Lublin, Posen und Warschau. In der zweiten Instanz entscheiden hingegen zwei Berufungsgerichte: in Warschau und Posen. Darüber hinaus ist in Bezug auf Sachen, die Computerprogramme, Erfindungen, Gebrauchsmuster, Topographien von integrierten Schaltkreisen, Pflanzenarten und technische Geschäftsgeheimnisse betreffen, nur das Bezirksgericht in Warschau zuständig.
In den zivilrechtlichen Verfahren in Sachen für geistiges Eigentum wurden drei besondere Mittel des rechtlichen Schutzes eingeführt: Offenlegung oder Übergabe von Beweismitteln, Sicherung von Beweismitteln und Auskunftsaufforderung. Der polnische Gesetzgeber hat auch das Verhältnismäßigkeitsprinzip eingeführt, wonach das Gericht bei der Entscheidung über alle drei oben beschriebenen Rechtsmittel die Interessen der Parteien in dem Maße zu berücksichtigen hat, dass dem Berechtigten ein angemessener rechtlicher Schutz gesichert wird und der Verpflichtete oder der Beklagte nicht über das notwendige Maß hinaus belastet wird (unter Berücksichtigung der Belastungen des Verpflichteten oder des Beklagten, die sich aus den ergriffenen Maßnahmen und dem Schutz von Geschäftsgeheimnissen ergeben würden).
In Bezug auf die Auskunftsaufforderung enthält das polnische Zivilprozessgesetzbuch ein offenes (und breiter gefasstes als in der Richtlinie) Verzeichnis der Informationen, die dem Antrag unterliegen können. Auf der anderen Seite gibt es jedoch einige Einschränkungen: Wenn der Verpflichtete eine Bank oder eine genossenschaftliche Spareinlage- und Kreditkasse ist, darf sich die Aufforderung nur auf Informationen über den Vor- und Nachnamen oder die Firma, den Wohnsitz oder den Sitz des Kontoinhabers oder Mitglieds der genossenschaftlichen Spareinlage- und Kreditkasse, sowie auf den Betrag und den Zeitpunkt der Geldtransaktionen auf dem Konto beziehen, die im Zusammenhang mit den Tätigkeiten stehen, die gegen die Rechte des geistigen Eigentums verstoßen.
Schlüsselwörter: Auskunftsaufforderung, geistiges Eigentum, Zivilverfahren, Europarecht
Über die Autorin: Ewelina Tomczyk – Ph.D. student in the Department of Civil Procedure (Institute of Civil Law) at the Faculty of Law, Administration and Economics, University of Wrocław. E-Mail: ewelina.tomczyk@uwr.edu.pl.
- Sophie Bittl
Erbbaurechtsverträge als städtebauliche Verträge – mit Ausblick auf das polnische Recht
Zusammenfassung: Das deutsche Erbbaurecht ist ein dingliches, grundstücksgleiches Recht an einem Grundstück, das zum Haben eines Gebäudes auf fremden Grund berechtigt und damit den Grundsatz der Einheit von Grundstück und Gebäude durchbricht. Die Ausgestaltung des Inhalts des Erbbaurechts ist weitgehend durch Vertrag möglich. Auch in Polen gibt es das Rechtsinstitut des Erbbaurechts, wobei Erbbaurechtsgeber hier nur der Fiskus sein kann. Wenn in Deutschland Kommunen Erbbaurechte an Privatpersonen zur Förderung des Wohnungsbaus ausgeben, dann sind diese Verträge zwar privatrechtlicher Natur, die Kommune ist dennoch an verfassungs- und verwaltungsrechtliche Vorgaben gebunden. Dazu zählen insbesondere das Verbot der Unter-Wert-Überlassung und das Angemessenheitsgebot für städtebauliche Verträge. Diese Grundsätze sind bei der Ausgestaltung der Vertragsklauseln zu beachten, insbesondere bei der Höhe des Erbbauzinses, der nicht zu stark vergünstigt sein darf, bei Zustimmungserfordernissen zur Veräußerung und Vermietung zur Sicherung der Sozialbindung und beim Heimfall und der Vertragsstrafe.
Schlüsselwörter: Erbbaurecht, Kommunalrecht, städtebaulicher Vertrag, Verwaltungsvertrag
Summary: The German Erbbaurecht (ground lease/leasehold) is the right to a plot of land to build and hold a building there. It breaks through the German principle of the unity of land and building, enabling the holder of the Erbbaurecht to own a building on land owned by a third party. The content of the Erbbaurecht can be very largely defined by contract. In Poland the legal institution of an Erbbaurecht also exists but can only be granted by authorities. In Germany, if local authorities grant Erbbaurechte to private individuals to promote housing construction, these contracts are to be treated as private law contracts. However, the local authority is still bound by constitutional and administrative law requirements. These include, in particular, the requirement to use public funds sparingly and the requirement of adequacy for städtebauliche Verträge (urban development contracts). These principles must be observed when drafting the contractual clauses, in particular when agreeing on the amount of the Erbbauzins (ground rent), which must not be too heavily discounted. Furthermore, these principles must be taken into account, when agreeing on restrictions on sale and rent by means of approval requirements to enforce the social commitment during the term of the contract and when agreeing on the means of enforceability such as Heimfall (reversion), contractual penalties and increases in ground rent.
Key terms: ground lease, municipal law, urban development contract, contract drafting.
Über die Autorin: Sophie Bittl, Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Regensburg, Lehrstuhl Prof. Dr. Gerrit Manssen, sophie.bittl@gmx.de.
- Marc Lehmann
Rechtliche Anforderungen an die Standardisierung und Digitalisierung der bauaufsichtlichen Prüfung der Standsicherheit
Zusammenfassung: Die rechtlichen Anforderungen an die bauaufsichtliche Prüfung der Standsicherheit im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens erfordern Anpassungen der Bauvorschriften zur Förderung der Digitalisierung im Bauwesen. Die Integration von sog. Building Information Modeling (BIM)-Modellen könnte die Transparenz erhöhen sowie zu signifikanten Zeit- und Kosteneinsparungen führen. Die Einführung digitaler Formate zur Einreichung und Prüfung von BIM-Modellen in die Bauvorschriften sowie die Entwicklung einheitlicher technischer Standards und Richtlinien sind entscheidend, um die Effizienz und Nachhaltigkeit im Bausektor zu fördern. Dies würde die Verfahrensabwicklung beschleunigen und zu einer umweltfreundlicheren Baupraxis beitragen.
Schlüsselwörter: Baugenehmigungsverfahren; Bauaufsichtliche Prüfung; Standsicherheit; Digitalisierung; BIM
Summary: The legal requirements for the structural safety inspection as part of the building permit process require an adjustment of the building regulations in order to promote digitalization in construction industry. The integration of so-called Building Information Modeling (BIM) models could increase transparency and lead to significant time and cost savings. The introduction of digital formats for submitting and reviewing BIM models within building regulations and the development of uniform technical standards and guidelines are crucial to promote efficiency and sustainability in the construction sector. This would speed up the process and contribute to more environmentally friendly construction practices.
Keywords: building permit process; structural safety inspection; stability; digitalization; BIM.
Über den Autor: Marc Lehmann, Doktorand an der Universität Regensburg/Hochschule für angewandte Wissenschaften Hof; E-Mail: marc.lehmann.2@hof-university.de.
- Veronika Rožnovská
Termination of employment without cause as a labour market driver and an adequate compensation
Summary: At the beginning of the 2024, NERV published its proposals to help achieve sustainable economic growth. One of the labour market items is “Modernizing the Labour Code as a labour market driver”. This particular agenda has generated the greatest response among the public as it proposes to introduce in the Labour Code the possibility of dismissal by the employer even without stating a reason.
NERV argues, for example, by introducing flexibility in the recruitment of new employees, the difficulty of dismissal in the case of external circumstances, the impossibility of dismissing problematic employees, and compares it with, for example, Danish flexicurity.
The unions were quite strongly opposed to NERV’s proposals. However, is it feasible to introduce dismissal without any reason by the employer into the Labour Code while at the same time respecting the social security of employees? What social measures need to be implemented before the Labour Code is amended? The unions than claimed that in case the dismissal without any reason is accepted, the severance pay should be doubled. Is the union requirement adequate and would benefit the market?
The Czech government introduced a proposal for so called “flexible amendment of the Labour Code” which however lacks majority of NERV’s proposals and most likely it will not bring any groundbreaking impacts for the Czech economy. However, it is advisable to think about a comprehensive change in the amount of severance pay that could maintain job security but at the same time increase the efficiency of work and the competitiveness of the Czech Republic?
Keywords: Termination without giving a reason, flexicurity, amendment to the Labour Code, employment policy, NERV.
Zusammenfassung: Zu Beginn des Jahres 2024 veröffentlichte der NERV Vorschläge, die ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zum Ziel haben. Unter den Punkten, die den Arbeitsmarkt betreffen, findet sich auch die „Modernisierung des Arbeitsgesetzes als Motor des Arbeitsmarktes“. Diese Agenda hat in der Öffentlichkeit das größte Echo hervorgerufen, da sie die Möglichkeit der Entlassung durch den Arbeitgeber auch ohne Angabe von Gründen in das Arbeitsgesetzbuch aufnehmen will.
Als Argumente führt NERV die Einführung von Flexibilität bei der Einstellung neuer Mitarbeiter, die Schwierigkeit der Entlassung im Falle äußerer Umstände sowie die Unmöglichkeit, problematische Mitarbeiter zu entlassen, an. Zur Veranschaulichung zieht er dabei den dänischen Ansatz der Flexicurity heran.
Die Gewerkschaften äußerten sich ablehnend zu den Vorschlägen von NERV. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Aufnahme der Möglichkeit einer Entlassung durch den Arbeitgeber ohne Angabe von Gründen in das Arbeitsgesetzbuch mit dem Respekt vor der sozialen Sicherheit der Arbeitnehmer vereinbar wäre. In diesem Kontext stellt sich die Frage, welche sozialen Maßnahmen ergriffen werden müssen, bevor eine Änderung des Arbeitsgesetzbuchs erfolgt. Die Gewerkschaften fordern, dass die Abfindung verdoppelt werden sollte, wenn die Entlassung ohne Angabe von Gründen akzeptiert wird. Dies wirft die Frage auf, ob diese Forderung der Gewerkschaften angemessen ist und ob sie dem Markt nützen würde.
Die tschechische Regierung hat einen Vorschlag für eine sogenannte „flexible Änderung des Arbeitsgesetzes“ vorgelegt, welcher jedoch die meisten Vorschläge des NERV nicht aufgreift und höchstwahrscheinlich keine bahnbrechenden Auswirkungen auf die tschechische Wirtschaft haben wird. Es sei jedoch angemerkt, dass eine umfassende Änderung der Abfindungshöhe in Erwägung gezogen werden könnte, um die Arbeitsplatzsicherheit aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Arbeitseffizienz und die Wettbewerbsfähigkeit der Tschechischen Republik zu fördern.
Schlüsselwörter: Kündigung ohne Angabe von Gründen, Flexicurity, Änderung des Arbeitsgesetzes, Beschäftigungspolitik, NERV.
Über die Autorin: Mgr. Bc. Veronika Rožnovská, Internal PhD student at the Department of Labour Law and Social Security Law, Faculty of Law, Charles University, Prague, Czech Republic and attorney at law based in Prague. The author focuses her practice on employment law, corporate real estate, IT law and corporate law. Contact email: roznovsv@prf.cuni.cz.
- Nataliya Isayeva
Socio-economic Rights of IDPs in Ukraine: Challenges and Solutions Amidst the War
Summary: This article provides a comprehensive overview of the socio-economic rights of internally displaced persons (IDPs) in Ukraine amidst the ongoing conflict. It highlights Ukraine’s evolving legislative framework, including key regulations and government resolutions aimed at supporting IDPs‘ access to healthcare, housing, and employment. Despite these efforts, challenges persist due to legal inconsistencies, resource limitations, and socio-economic pressures on host communities. The document emphasizes the need for policy alignment, consistent support mechanisms, and public awareness campaigns to improve IDP conditions and social integration.
Keywords: internally Displaced Persons (IDPs), Ukraine, war, socio-economic rights, healthcare access, labor rights, human rights
Zusammenfassung: Dieser wissenschaftliche Artikel untersucht die vielfältigen sozioökonomischen Herausforderungen, mit denen intern Vertriebene (IDPs) in der Ukraine konfrontiert sind, die durch den langanhaltenden bewaffneten Konflikt und die andauernde humanitäre Krise verschärft werden. Seit 2014 wurden Millionen gezwungen, ihre Häuser aufgrund von Gewalt und Besatzung zu verlassen, was eine komplexe sozio-rechtliche Landschaft schafft, in der die Rechte und Bedürfnisse der IDPs unter Kriegsbedingungen angesprochen werden müssen. In den letzten zehn Jahren hat die Ukraine einen erheblichen regulatorischen Rahmen zum Schutz der Rechte der IDPs aufgebaut, wobei die Politik in der Verfassung, dem Gesetz „Über die Gewährleistung der Rechte und Freiheiten von intern Vertriebenen“ und verschiedenen Regierungsbeschlüssen verankert ist. Dennoch steht der Staat vor der wachsenden Herausforderung, diese Rechte in der Praxis umzusetzen, insbesondere seit 2022, als die IDP-Bevölkerung von etwa 1,5 Millionen auf über 7,5 Millionen anstieg.
Der Umfang dieser Vertreibung hat einen beispiellosen Druck auf das Gesundheitswesen, die Wohnungsversorgung und die Arbeitsdienste in der Ukraine ausgeübt. Die Gesundheitsdienste sind insbesondere in Regionen mit hohen Konzentrationen von IDPs erheblich überlastet, wo die Infrastruktur beschädigt ist und Versorgungsengpässe durch häufige Angriffe auf medizinische Einrichtungen verschärft werden, selbst in Gebieten, die weit von den Frontlinien entfernt sind. IDPs, deren Vertreibung die Kontinuität der Versorgung unterbrochen hat und den Zugang zu Gesundheitsakten und Ressourcen erschwert hat, sind aufgrund von Überbelegung, unzureichender sanitären Bedingungen und begrenzten medizinischen Vorräten einem erhöhten Risiko für Krankheiten ausgesetzt. Obwohl das ukrainische Recht den universellen Zugang zur Gesundheitsversorgung vorsieht, stellen Engpässe bei wesentlichen Ressourcen und die unregulierten Kosten vieler Gesundheitsdienste erhebliche Hürden für eine angemessene medizinische Versorgung der IDPs dar.
Der Zugang zu Wohnraum ist eine weitere große Herausforderung, da die gestiegene Nachfrage zu einem Wohnungsengpass und steigenden Mietpreisen geführt hat, die viele IDPs aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht bezahlen können. Notunterkünfte, wie die Umnutzung öffentlicher Einrichtungen, sind oft temporär und entsprechen nicht den grundlegenden Lebensstandards. Der Staat hat Initiativen wie die Resolution Nr. 495 gestartet, um Wohnungsfonds für temporäre Unterkünfte einzurichten; jedoch lassen restriktive Zulassungskriterien und komplexe Antragsverfahren viele IDPs ohne angemessene Unterstützung im Wohnungsbereich zurück. So besagt das Gesetz, dass IDPs keinen Zugang zu staatlich bereitgestelltem Wohnraum haben, wenn sie Eigentum besitzen, selbst wenn sich dieses Eigentum in konfliktbetroffenen Gebieten befindet, was viele dazu zwingt, in unsichere Regionen zurückzukehren oder obdachlos zu werden. Solche restriktiven Politiken tragen zu einer weiteren finanziellen Belastung der IDPs bei, da viele nicht in der Lage sind, ihre grundlegenden Ausgaben zu decken und gezwungen sind, in substandard Wohnverhältnissen zu leben.
Bei der Beschäftigung sehen sich die IDPs trotz der Initiativen der ukrainischen Regierung, die sowohl arbeitssuchende IDPs als auch deren potenzielle Arbeitgeber unterstützen sollen, hohen Arbeitslosigkeitsraten gegenüber. Programme zur Subventionierung von Arbeitgeberlöhnen für die Einstellung von IDPs, zur Bereitstellung erschwinglicher Kredite und zur Gewährung von Zuschüssen für Unternehmensgründungen werden aufgrund mangelnder öffentlicher Bekanntheit und Zugänglichkeitsprobleme unterutilisiert. Forschungsergebnisse zeigen, dass viele IDPs, insbesondere Frauen mit Pflegeverantwortung, zusätzlichen Barrieren bei der Beschäftigung gegenüberstehen, da sie Familie und begrenzte Möglichkeiten für Fern- oder flexible Arbeit unter einen Hut bringen müssen.
Dieser Artikel hebt die Notwendigkeit umfassender politischer Anpassungen hervor, um diese miteinander verflochtenen sozioökonomischen Probleme zu lösen. Der bestehende regulatorische Rahmen, obwohl robust, erfordert eine Angleichung an die aktuellen Bedürfnisse der IDPs, eine Vereinfachung der Berechtigung für Hilfsprogramme und eine Verbesserung des Zugangs zu wichtigen Dienstleistungen. Informationskampagnen über Unterstützungsprogramme und Reformen zur Verringerung von Konflikten innerhalb der rechtlichen Normen werden empfohlen, um die Unterstützung für IDPs zu erleichtern. Indem diese Herausforderungen angegangen werden, kann die Ukraine darauf hinarbeiten, die sozioökonomischen Rechte der IDPs zu erfüllen und letztendlich zur Resilienz und sozioökonomischen Stabilität des Landes beizutragen.
Schlüsselwörter: Binnenvertriebene (IDPs), Ukraine, Krieg, sozioökonomische Rechte, Zugang zur Gesundheitsversorgung, Arbeitsrechte, Menschenrechte.
Über die Autorin: Nataliya Isayeva, Doctor of Philosophy in Law (Ukraine), Ph.D. candidate, Faculty of Law, Charles University, Prague, Czech Republic. E-Mail: n.s.isayeva@gmail.com, https://orcid.org/0000-0001-6939-2223.
- Jaroslav Rychtera
Naturwissenschaftliche Grundlagen des Rechts – Biologische Signalübertragung, Physiologie, Thermodynamik und deren Beziehungen zum Recht und zur Rechtsordnung
Zusammenfassung: In diesem Artikel wird versucht, das Recht, seine Funktion und seinen Zweck in der Gesellschaft aus der Sicht der Naturwissenschaften darzustellen. Das Recht, das in der Gesellschaft als rein soziales Phänomen angesehen wird, ist unmittelbar mit dem Menschen als natürlichem Wesen verbunden, und es kann davon ausgegangen werden, dass es eine natürliche Dimension haben muss. Es wirkt in Wort und Schrift durch ein zweites Signalsystem über die Sinnesorgane auf den Menschen ein und dient, wie bestimmte chemische Substanzen oder physikalische Impulse, der Koordination der Individuen im Umgang miteinander und in der Gesellschaft insgesamt. Es scheint mir also ein Teil des biologischen Signalprinzips zu sein, und zwar auf seiner höchsten Ebene. Der biologische Charakter des Gesetzes hängt auch mit den Gesetzen der Thermodynamik zusammen, insbesondere mit der Entropie als systemische Größe, die auch mit dem Grad der Anfälligkeit des Systems und der Tendenz zum spontanen Übergang zu weniger komplexen Existenzformen zusammenhängt. Der Zweck des Rechts in der Gesellschaft steht somit in engem Zusammenhang mit dem inneren Milieu der Menschen und wird somit maßgeblich von ihren Motivationen und Interessen sowohl in individueller als auch in Gruppenform beeinflusst.
Schlüsselwörter: biologische Signalübertragung, Regelkreise, Thermodynamik, Entropie
Summary: This aim of this paper is to present law and its function and purpose from the point of view of the natural sciences. Law, often considered a purely societal phenomenon, is closely tied to a human as a natural being and thus it can be assumed that law has a natural element. It affects the human through words and the second-signal system through the sensory organs. Similarly to chemical compounds and physical impulses, it serves to coordinate individuals in their interactions both with each other and with society as a whole. Therefore law seems to me to be a part of the biological signalization principle at its highest level. The biological nature of law is also connected to thermodynamics, especially entropy as a systemic variable tied to the vulnerability measure of the system and the tendency to drift towards less complex forms of existence.
Key words: Biological Signaling, Neuronal Regulatory Circuits, Thermodynamics, Entropy.
Über den Autor: Dr. iur. et Dr. med. Jaroslav Rychtera, externer Doktorand, Karlsuniversität Prag, Juristische Fakultät, Lehrstuhl für Rechtstheorie und Rechtslehre, E-Mail: jaroslav.rychtera461@student.cuni.cz.
- Aleksei Petropavlovskii
«According to the principle of haphazardness and disproportionality» –
the practice of amending criminal legislation in European countries
Summary: Despite the presence of a widespread requirement for fairness of criminal legislation and its application, European states usually do not have strict numerical guidelines – the amendment of new or updating of old criminal law sanctions is performed randomly.
On the example of legislations of all regions of Europe the cases of ignoring the systematicity and uniformity of logical and mathematical construction of sanctions of the criminal law are demonstrated (in total more than 30 national criminal codes were researched, the most vivid and illustrative examples are given). Gross violations are divided into 2 tables:
– a table with illogical «mirroring» (i.e. random selective addition of aggravating circumstances to the article, although it would be reasonable to add the element to other articles as well);
№ | Article of the Criminal Code of Belarus | Additional aggravating factor |
1 | Article 155. Causing serious or less serious bodily harm through negligence | <…> against two or more persons <…> |
2 | Article 144. Causing death by negligence | the element is relevant but absent |
– table with disproportionality, where the sanctions of 2 types of crimes with the addition of the same elements increase in completely different ways.
This research on the current legislation (specifically on «computer crimes») reveals the problem of unification of the criminal legislation of European countries. Moreover, the problem is also relevant for the states that are already on the path of unification. Failure to comply with the logical and mathematical systematicity of the sanction structure indicates that lawmakers do not understand the clear level of social danger of crimes. In the era of widespread digitalisation, this is unacceptable.
Keywords: proportionality of sanctions, fair punishment, punishment coefficients, mathematisation of jurisprudence, computer crimes.
Author: PhD student at Charles University in Prague, Prague (Czech Republic), Analyst of Business analysis department, Togliatti State University, Togliatti (Russia), E-mail: alexey.petropavlovskiy@gmail.com.